Was ist Achtsamkeit?

Achtsamkeit bedeutet, uns dessen, was im gegenwärtigen Moment geschieht, bewusst zu sein. Die Wahrnehmung von Sinneseindrücken, Gefühlen, Gedanken und körperlichen Erfahrungen gehört ebenso dazu, wie unsere gewohnheitsmäßigen Reaktionen auf ein Ereignis oder auf eine Erfahrung.

Achtsamkeit fördert das Kultivieren einer inneren Haltung, die möglichst frei ist von Wertung und Beurteilung und uns erlaubt, unseren Erfahrungen mit Freundlichkeit und Offenheit zu begegnen.

Achtsamkeit schult uns darin, das gesamte Spektrum unserer Erfahrungen anzuerkennen, seien sie angenehm, neutral oder unangenehm. Wir müssen das, was wir erfahren, nicht mögen, aber wir können lernen, es als zum Leben dazugehörig anzuerkennen und einen Umgang damit finden, der unsere Lebendigkeit fördert, anstatt sie zu blockieren.

Wie kann ich Achtsamkeit erlernen?

Als Mensch werden wir mit der Fähigkeit zu Achtsamkeit geboren. Doch im Laufe unseres Lebens verlieren wir oftmals den Bezug zur Achtsamkeit. Wir richten unser Leben nach Glaubenssätzen aus, die einer erneuten Überprüfung oftmals nicht standhalten, streben nach Veränderung und lenken uns auf vielfältige Art und Weise ab, um unangenehmen Erfahrungen aus dem Weg zu gehen.

Um eine stabile Achtsamkeitspraxis aufzubauen, bedarf es Übung. Das Fundament bildet die Meditation. Dazu gehört u.a. die klassische Sitzmeditation mit Achtsamkeit auf den Atem, der Bodyscan, eine Wahrnehmungsübung durch den Körper sowie achtsame Körperübungen aus dem Hatha Yoga.

Auf eine sanfte Art und Weise werden wir uns unserer selbst wieder bewusst und lernen über diese neuen Erkenntnisse und Einsichten andere Verhaltensmuster zu entwickeln.

Doch Meditation alleine reicht nicht aus um festgefahrene Verhaltensmuster, zum Beispiel im Umgang mit Stress, zu verändern.

Es bedarf ebenso der täglichen Achtsamkeitspraxis im Alltag.

Diese beiden Säulen der Achtsamkeitspraxis können wir erlernen und vertiefen. Eine Möglichkeit dazu bietet das von Dr. Jon Kabat-Zinn bereits in den 70er Jahren entwickelte Programm zur Stressbewältigung durch Achtsamkeit (Mindfulness-Based Stress Reduction – MBSR). Dieses wissenschaftlich evaluierte Programm hilft uns, unsere natürlichen Kräfte zu mobilisieren, um stressbedingten Belastungen und den alltäglichen Anforderungen im Leben mit mehr Gelassenheit begegnen zu können.

Die Achtsamkeitspraxis ist kein Programm zur Selbstoptimierung.

In der Achtsamkeit geht es jedoch nicht darum jemand anders zu werden, als wir tatsächlich sind. Sondern vielmehr darum, uns anzunehmen wie wir sind. Die Anteile in uns zu stärken, die für unser inneres Wachstum hilfreich sind und Freundschaft zu schließen mit den Anteilen ins uns, die wir zuweilen als unangenehm oder störend empfinden.

Achtsamkeit und Mitgefühl – in Verbindung sein mit sich selbst und der Umwelt

Eine weitere wichtige Qualität von Achtsamkeit ist das Mitgefühl. Hier ist sowohl das Mitgefühl mit uns selbst (Selbstmitgefühl und die Selbstfürsorge) als auch das Mitgefühl mit anderen Lebewesen gemeint.

Mitgefühl uns selbst gegenüber zu entwickeln und zu vertiefen kann uns im Umgang mit Stress sowie mit schmerzhaften und leidvollen Erfahrungen in unserem Leben unterstützen.

Und als besonders schöner Nebeneffekt fördert mehr Selbstmitgefühl gleichzeitig mehr Mitgefühl anderen gegenüber. Mitgefühl zeichnet sich unter anderem durch ehrliche Anteilnahme, Mitfreude, Gleichmut und Großzügigkeit aus. Die Fähigkeit zu Selbstmitgefühl ist keine egoistische Aktivität. Sie hilft uns vielmehr dabei, eine gesunde Beziehung mit uns selbst und anderen zu entwickeln.

Wie kann ich Selbstmitgefühl erlernen?

Das Potenzial zu Mitgefühl ist in jedem Menschen vorhanden, kann sich aber aus unterschiedlichen Gründen nicht immer voll entfalten.

Eine Möglichkeit die Fähigkeit zu Mitgefühl zu entwickeln bzw. zu vertiefen, bietet das Programm „Mitfühlend leben – Mit Selbstmitgefühl und Achtsamkeit die seelische Gesundheit stärken“ (Mindfulness-Based Compassionate Living – MBCL). In Form eines kompakten Kurses wird die Entwicklung und die Erfahrung von Mitgefühl und damit die psychische und physische Gesundheit gefördert.

Das MBCL-Trainingsprogramm wurde von dem Psychiater, Psychotherapeuten und MBSR-Lehrer Dr. med. Erik van den Brink und dem Achtsamkeits- und MBSR-Lehrer Frits Koster aus den Niederlanden entwickelt. Die beiden wurden u.a. inspiriert durch die Arbeit von Christopher Germer, Kristin Neff und Paul Gilbert (den Pionieren der westlichen Mitgefühlspraxis und deren Anwendung im Gesundheitswesen), des Neurowissenschaftlers und Achtsamkeitslehrers Rick Hanson, der amerikanischen Psychologin und Wissenschaftlerin Dr. Barbara Fredrickson sowie der Meditationslehrerin Tara Brach.

Der MBCL-Kurs ist ein Vertiefungsangebot welches sich an Menschen richtet, die bereits in einem MBSR-Kurs (oder auf andere Weise) Erfahrung mit der Achtsamkeitspraxis gesammelt haben.

Achtsam und mitfühlend leben

Achtsam und mitfühlend zu leben ist als eine Art Grundhaltung zu verstehen mit der Absicht, ein sinnerfülltes und lebendiges Leben zu führen. Sich anzunehmen und gleichzeitig weiterzuentwickeln. Und dies alles mit dem Wunsch, sich mit sich selbst und der Umwelt verbunden zu fühlen.

Es bedarf einer eigenen regelmäßigen Achtsamkeits- und Mitgefühlspraxis ebenso wie der Vertiefung durch Literatur, Podcasts, Seminaren, Workshops und Retreats.

Nutzen Sie jede noch so kleine Möglichkeit die Achtsamkeit in Ihr Leben zu integrieren. Es gibt quasi keinen Ort und keinen Moment, an dem Sie nicht achtsam sein können. In der Natur, am Arbeitsplatz, beim Essen, im Austausch mit anderen…

Die Meditationen und Übungen aus den Programmen zur Stressbewältigung durch Achtsamkeit (MBSR und MBCL) unterstützen Sie auf Ihrem Weg zu einem sinnerfüllten und lebendigen Leben. Ich lade Sie ein im Alltag immer wieder innezuhalten, wahrzunehmen, was gerade im Körper, aber auch in Ihrem Geist (Gedanken und Gefühle) geschieht. Das, was Sie wahrnehmen zu benennen und sich anschließend die Frage stellen: Ist dieser Gedanke, diese Bewertung hilfreich? Was brauche ich tatsächlich in diesem Augenblick, was wäre unterstützend?

Ich wünsche Ihnen viel Freude auf Ihrer persönlichen Entdeckungsreise von Achtsamkeit und Mitgefühl in Ihrem Leben.